5. Maracatu Encontro 2012 in Köln

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Dieses Wochenende lag Brasilien mal kurz in Köln..

Das Wetter und die Temperaturen stehen an diesem Tag denen in Brasilien in nichts nach, als der Umzug des 5. europäischen Maracatu Encontro am Rheinufer entlang vom Schokoladen-Museum aus startet. Die Mengen an Alfaias, der riesige sich drehende Hofstaat und die Energie, die von den eingeladenen Brasilianern ausgestrahlt wird, lässt die Grenzen verschwinden und auf einmal fühlt es sich wieder an wie 2010 in Brasilien. Bis zur letzten Minute.

Diesmal wurde das Encontro von Maracatu Colonia in Köln organisiert. Wir haben uns besonders darauf gefreut, dass Mestre Walter von Nação Estrela Brilhante do Recife das Encontro musikalisch führt, zusammen mit Jorge Martins und Marcelo de Morais Tompson und bei den Tänzern Ama Paula Santana u Ubiracy Santana von Darue Malungo.

Wie sonst auch begann das Encontro mit dem Vorstellen all der Personen, die bei der Umsetzung beteiligt sein würden und der Erklärung des Ablaufes bevor es dann zurück zum Hostel ging, in dem alle (!) Trommler und Tänzer untergebracht waren. Dort fand im Partykeller ein kleines Konzert mit anschließender Party statt, was ausgiebig von allen genutzt wurde, etwas zum Leidwesen der Hostel-Angestellten, die einiges zu tun hatten, um die feiernden „Maracatuaner“ im Zaum und im Hostel zu halten…

Der nächste Morgen fing schon um ca 6:30 Uhr an, mit einem hübsch lauten und schrillen Feueralarm im Haus. Nach sehr — langsamen — Halbschlaf — Überlegungen — wankten wir schließlich irgendwann auf den Flur, um uns der Zombie Herde anzuschließen, die sich die Treppen herunter schob, nur um auf halber Strecke wieder umzudrehen, da uns die Nachricht erreichte, dass das kleine Feuer in der Küche schon lange gelöscht war, „man aber nicht wußte, wie der Feueralarm auszuschalten ginge“….

Später dann, nach der Vorstellung aller Mestres, verabschiedeten sich die Tänzer zur Probe in einen anderen Raum. Wir Trommler blieben und als erstes wurde etwas ganz Neues ausprobiert: Die Spieler wurden in 4 Gruppen eingeteilt, die beim Trommeln jeweils ein- und ausgepfiffen werden konnten, wenn sich abzeichnete, dass das Tempo zwischen den Spielern sich verschob, was bei einer solchen Menge, hmm, recht häufig vorkommt… Ein großartiges Konzept, welches super funktionierte. Das Ergebnis war längeres Zusammenspielen, mehr Abwechslung und noch mehr Spaß!

Die Probe dauerte bis zum frühen Abend. Es gab viele neue Rhythmen, es wurde gesungen, im Kreis gelaufen und fleissig Instrumente gewechselt. Man traf alte Bekannte und neue Gesichter und das wirklich aus ganz Europa. Zum Mittag gab es (wie zum Wandertag in der Grundschule 🙂 ) ein leckeres Lunchpaket. Die meisten von uns liefen damit zum nicht weit entfernten Rheinufer, um die Sonne und vielleicht noch ein Eis zu genießen.

Am Abend gab es dann im Rahmen vom Kölner Kultursommer beim Schokoladen-Museum Auftritte von Maracatu Colonia, Ilha Brilhante aus Irland und auch wir durften spielen und fanden vor lauter Publikum kaum ein Eckchen zum Trommeln, da unser zahlreich angereister Hofstaat schon die Bühne betanzte. Den Schluss bildeten

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Oju Oba aus Paris mit
dem Tanz-Theater-Stück „Raizes“, einem wunderschönes Spiel mit farbenfrohen Tänzen, Rhythmen und Kostümen.

Der krönende Abschluss aber ist eindeutig der Umzug. Tausende von Zuschauern hat das Wetter anglockt. Die blauweiße Menge aus Spielern sammelt sich vor der Bühne beim Schokoladen-Museum. Langsam finden sich die 4 Gruppen zusammen, auch der Hofstaat findet sich in voller Pracht ein. Besonders stolz sind wir, dass Königin Angela eingeladen wurde, die Königin dieses Encontros zu sein. Und schon geht es los, direkt am Rhein und unter den Kranhäusern entlang.

Das Trommeln der Alfaias dröhnt am Ufer, besonders Spaß macht es unter den Kranhäusern. Der Rückprall vom Schall potenziert die Lautstärke und geht durch den ganzen Körper. Die Zuschauer sind begeistert, wir auch. Die Sonne lässt uns noch mehr schwitzen als wir es eh schon tun. Mestre Walter tanzt vor uns, erst ein bisschen stirnrunzelnd, aber als alles sich findet und der Maracatu einfach fließt, macht sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit, gerade so, als würde er zum erstem Mal Maracatu hören.

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Nach ungefähr 2 Stunden sammelt sich alles auf dem Platz beim letzen Kranhaus, unter dem wir gerade durchgezogen sind. Der Hofstaat lässt noch einmal die Reifröcke drehen. Wir bilden einen Kreis und feiern in der Mitte die beteiligten Gruppen. Es werden noch einmal Danksagungen verkündet, Mestre Alfonso von Maracatu Colonia bekommt eine Estrela Brilhante Alfaia überreicht und Mestre Walter kann nicht aufhören und jammt mit Allen, die ebenfalls noch nicht aufhören können, bis der Hunger die Instrumente verstummen lässt.
Nach dem Essen löst sich das Encontro langsam in alle Himmelsrichtungen auf. Müde, aber glücklich machen wir uns auf die Heimreise nach Hamburg, mit der neuen Vorfreude auf ein Encontro in Irland mit Ilja Brilhante in Limerick. Nur noch 2 Jahre warten…
Kerstin S.

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